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Umwidmungen, Umbenennungen und Umdenken? - Der Kampf um die Erinnerung

Freitag, 14. Oktober 2022, 18:00 - 21:30
Hof /Saale, Postsportheim

Vorträge von:

  • Dr. Kai Köhler: Denkmäler im geschichtspolitischen Streit.
  • Eva Petermann: Ist der „Sämann“ friedensfähig? Einige kunsthistorische Anmerkungen.

Wie umgehen mit den deutschlandweit mehr als 150 000 Monumenten und Gedenktafeln zum 1. Weltkrieg und 2. Weltkrieg? Während einige davon unbeachtet vor sich hinbröckeln, werden andernorts Unsummen für ihren Erhalt investiert und keine Kosten gescheut, um staatliche Trauerfestakte zur Erinnerung zu zelebrieren. Schon hat sich eine neue Generation von „Kriegerdenkmälern“ hinzugesellt. Heftig umstritten war das 2009 errichtete Berliner „Ehrenmal“ für im Auslandseinsatz „gefallene“ Bundeswehrsoldaten.

Gleichzeitig dauern die Auseinandersetzungen um Straßenbenennungen an - so vor zehn Jahren in Hof um die nach einem glühenden Nazi-Anhänger benannte Dr. Dietlein-Straße, jetzt Dr. Bonhoeffer-Straße. In den letzten Jahren wurden vielerorts Denkmäler ins Visier genommen. In Hof hat sich eine aktive Denk-mal!-Initiative, genannt „ #Sä Frieden, Mann!“, die Umwidmung des gigantischen „Sämanns des Krieges“ im Wittelsbacher Park vorgenommen. Mittlerweile ist auf einer unscheinbaren Tafel am Sockel des Monuments zu lesen, dass sich die Skulptur in der öffentlichen Wahrnehmung doch schon längst zum Friedensbotschafter geläutert habe. Das große Erwachen setzt oftmals erst ein, wenn militante Nazis den Ort für sich entdecken und ihn im Stil von NS-Inszenierungen zum Schauplatz der Kriegsverherrlichung machen. Das geschah im letzten November im Nachbarkreis Wunsiedel, wo ein bombastischer Fackelaufzug von Nazis am dortigen Kriegerdenkmal nahezu unbehelligt die braunen Heroen der Wehrmacht „betrauern“ konnte. Andernorts werden KZ-Gedenkstätten beschmiert, zum Gedächtnis gepflanzte Bäume abgesägt, das sowjetische Ehrenmal im Treptower Park in Berlin beschädigt.

Das sind nur einige sichtbare Beispiele aus der letzten Zeit dafür, welche Heftigkeit der Kampf um die Erinnerung annimmt. Es geht um die Deutungshoheit über die Geschichte.

Auf der Diskussionsveranstaltung wird Dr. Kai Köhler Auseinandersetzungen um die Bewahrung, Veränderung und den Sturz von Denkmälern darstellen, auch mit Beispielen aus dem US-amerikanischen und britischen Bereich. Anschließend soll es in verallgemeinerter Form um die Illusionen, aber auch um die Chancen in Bezug auf eine Bewusstseinsveränderung oder gar Veränderung des gesellschaftlichen Kräfteverhältnisses gehen.

Auf dem Hintergrund der lokalen Debatte um den „Sämann“ betrachtet Eva Petermann den kunsthistorischen Hintergrund, auch anhand von Bildmaterial. Steckt in der überdimensionierten Drohgestalt im Park des Hofer Bahnhofsviertels vielleicht doch das Potential für einen „Sämann des Friedens“?

» Flyer zur Veranstaltung

Dr. Kai Köhler (Publizist, Berlin) hat sich mit Kultur im deutschen Faschismus und mit erinnerungspolitischen Auseinandersetzungen beschäftigt.

Eva Petermann (VHS-Dozentin und Publizistin, Hof) hat sich als Kreisvorsitzende der VVN-BdA Hof-Wunsiedel praktisch und theoretisch mit Straßenumbenennungen sowie dem Umgang mit Kriegerdenkmälern auseinander gesetzt.

 
Gemeinsame Diskussionsveranstaltung der Marx-Engels-Stiftung und der VVN-BdA Hof-Wunsiedel.