Düsseldorf, Studio des ZAKK, Fichtenstr. 40
Film und Diskussion. Marx-Engels-Stiftung und Friedensforum Düsseldorf in Zusammenarbeit mit dem ZAKK. Unterstützt von der Rapoport-Gesellschaft
Der 1994 entstandene Dokumentarfilm handelt vom bewegten Leben junger Sozialisten im „Roten Wien“ der ersten österreichischen Republik. Jura Soyfer, die Zentralgestalt des Films, wurde am 8. Dezember 1912 als Sohn eines jüdischen Industriellen in Charkow geboren und starb am 16. Februar 1939, erst 26 Jahre alt, als „rassisch“ und politisch Verfolgter im KZ Buchenwald. In Deutschland leider bis heute kaum bekannt, war Soyfer einer der markantesten politischen Autoren seiner Zeit; manche seiner Gedichte und Songs sind denen Bert Brechts ebenbürtig, der Sprachwitz seiner Stücke und Prosaarbeiten steht hinter dem seines österreichischen Landsmanns Johann Nestroy nicht zurück.
Fünf von Juras überlebenden Freunden aus der Vereinigung sozialistischer Mittelschüler, unter ihnen der Komponist Herbert Zinner – er vertonte 1938 in der gemeinsamen KZ-Haft Soyfers „Dachaulied“ („Bleib ein Mensch, Kamerad“) –, der Biochemiker Mitja Rapoport, der Karikaturist Willi Spira, erinnern sich, ergänzt um filmische Rückblicke auf das Wien der 1920er und 30er Jahre, an ihr gemeinsames Werden, eine Zeit von erregten Debatten, gemeinsamer Lektüre des „Anti-Dühring“, Musik, Verliebtheit, antifaschistischem Kampf.
Entscheidende Erfahrung für alle wurden die Wiener Februarkämpfe 1934 gegen das austrofaschistische Dollfuß-Regime. Die Arbeiter des sozialdemokratischen Schutzbunds eröffneten das Feuer entgegen der Anordnungen ihrer Parteileitung und Gewerkschaftsführung. Der Generalstreik, das erhoffte Signal zum landesweiten Aufstand der Arbeiterbewegung, blieb aus. Das Scheitern dieses Aufstands war für Jura Soyfer und die meisten seiner Freunde Anlass zum Übertritt in die KPÖ.
Eintritt frei!