Berlin, ND-Gebäude, Franz-Mehring-Platz 1
Wie andere Künste ist Musik von politischen Konflikten nicht unberührt. Die Kampagnen gegen angeblich putintreue Dirigenten und Sängerinnen zeigt, wie sogar ein oft als abgehoben geltender Bereich wie die klassische Musik im Kriegsfall zum Kampffeld wird. In drei Vorträgen wird gefragt, wie Musik für den Krieg verwendet wurde und wird, auf welche Weise sie ihre politische Wirkung entfaltet und mit welchen kompositorischen Mitteln sie sich gegen Militarismus wenden kann.
Kai Köhler
Musik für den Krieg – ein Überblick
Als es noch keine Funkverbindungen gab, übermittelten Trompetensignale Befehle. Märsche und Marschlieder ermuntern erschöpfte Soldaten und sorgen für straffe Haltung. Vielfach gingen Musikmuster aus der militärischen Praxis in Kunstmusik ein. Programmmusik schilderte siegreiche Schlachten oder sollte zum Kämpfen anregen. Doch auch unpolitische Werke können für den Krieg eingesetzt werden: Unterhaltungsmusik als Frontertüchtigung, Kunstmusik als vorgeblicher Beleg eigener kultureller Überlegenheit. Der Vortrag zeigt mit Beispielen aus Geschichte und Gegenwart, wie Musik im Krieg benutzt werden kann.
Jane Zahn
Wie Musik Emotion beeinflusst. Vortrag mit Hörbeispielen und Liedern
Kein Krieg ohne Blasmusik, kein Kriegsfilm ohne Musikkulisse, das hat Gründe. Musik ist nach einer Gesetzmäßigkeit aufgebaut, die der Natur unseres Gehirns immanent ist. Daher kann sie unsere Emotionen beeinflussen. Dazu gibt Jane Zahn einige Hörbeispiele klassischer und Neuer Musik sowie politischer Lieder.
Georg Klemp
Zwei Wege musikalisch Stellung zu beziehen: Hanns Eislers Kriegskantate Op. 65 und das Friedenslied im Vergleich
Die Themen Antimilitarismus und Krieg nehmen in Hanns Eislers Schaffen einen breiten Raum ein. Zwei entgegengesetzte Beispiele dafür sind die 1937 in Zwölftontechnik komponierte Kriegskantate und das 1950 komponierte volksliedhafte Friedenslied. Nach einer analytischen Gegenüberstellung und Einordnung dieser Werke in Eislers Gesamtwerk und theoretisches Denken, soll diskutiert werden, in welchem Verhältnis moderne Kompositionsmittel und Allgemeinverständlichkeit stehen, wie das Verhältnis von künstlerischem Fortschritt und politischer Wirksamkeit damals wie heute gefasst werden kann.
Anmeldung erbeten unter: Marx-Engels-Stiftung@t-online.de oder kaikoehler2001@yahoo.de