Maigalerie, Torstraße 6, 10119 Berlin
Faschismus in Chile unter Pinochet – deutsche Beteiligung, Kontinuitäten, Parallelen
Auf der Veranstaltung sollen der Pinochet-Putsch und die Militärdiktatur in Chile als brutalste Form bürgerlicher Herrschaft zur Durchsetzung der Interessen des US-amerikanischen Monopolkapitals analysiert werden. In Anlehnung an Überlegungen von Reinhard Opitz werden ihre Spezifika als »exportierter Faschismus«, der nicht über eine Massenbasis verfügte, in ein abhängiges Land und die Rolle westlicher neoliberaler Ökonomen in den Fokus genommen.
Beleuchtet werden soll auch der Einfluss des Hitlerfaschismus. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs waren viele führende Nazis mit Hilfe US-amerikanischer Geheimdienstbehörden über die »Rattenlinien« nach Südamerika gekommen und unterstützten rechte Diktaturen. Der Schlachtfliegerheld Hans-Ulrich Rudel, der als Militärberater und Waffenbeschaffer fungierte, war nur einer von vielen deutschen Terrorhelfern Pinochets. Die Beifallsbekundungen, wie »Drei Jahre Marxismus sind der Armee genug«, sowie Legitimierungs- und Verharmlosungsversuche durch das Establishment von Politik und Medien, die die faschistische Herrschaft in Chile als »Notmaßnahme« und »kleineres Übel« abtaten, verweisen auch eindrücklich auf konservierte Elemente des Nazismus in der bürgerlichen Demokratie der Bonner Republik.
In der Berliner Republik kooperiert der deutsche Imperialismus, diesmal im NATO-Bündnis, seit dem Euromaidan und Beginn des Krieges gegen Russland wieder mit Banderisten und anderen gefährlichen Faschisten in der Ukraine, deren Vorgänger sich in den 1930er-Jahren als gelehrige Schüler von Alfred Rosenberg und Co erwiesen hatten. Das wirft dringliche Fragen auf, die zur Diskussion gestellt werden sollen: Wie können faschistische Kontinuitäten und Rechtsentwicklungen vor allem in der gegenwärtigen deutschen Außenpolitik sowie deren unheilige Allianzen erkannt werden und wie muss der Antifaschismus ihnen begegnen – ohne falsche Etikettierungen vorzunehmen?
Antifaschisten in Deutschland – die auf den Schultern großer Theoretiker stehen, welche noch die Werkzeuge der Wissenschaft und Weltanschauung des Marxismus anzuwenden wussten – finden sich heute vor der größten Herausforderung seit 1945. Die Auseinandersetzung mit der traumatischen Chile-Erfahrung der internationalistischen Linken kann wichtige historische und politische Koordinaten zur Orientierung liefern, die vor den tragischen Irrtümern und der (Kriegs-)Propaganda der derzeit hegemonialen und sogar in antifaschistischen Organisationen grassierenden liberalen Faschismustheorien bewahren können.
Vorträge und Podiumsgespräch: Jürgen Lloyd (Marx-Engels-Stiftung) und Susann Witt-Stahl (Melodie & Rhythmus, junge Welt). Moderation: Arnold Schölzel (junge Welt)
Eintritt: 10,00 Euro, ermäßigt: 5,00 Euro
Um Anmeldung unter maigalerie@jungewelt.de wird gebeten.
Einlass ab 18:00 Uhr
Die Veranstaltung wird auch live gestreamt.
Siehe auch die Veranstaltungsreihe der Tageszeitung junge Welt.
Videoaufzeichnung