München, EineWeltHaus, Schwanthalerstr.80
In Zusammenarbeit mit den Münchner Freidenkern
Warum nach dem Faustjahr in München 2018 nochmal Goethes Faust? Es geht darum, diesen international wohl bekanntesten und auch schwierigsten Text deutscher Sprache als ein Stück Weltliteratur aus marxistischer Sicht zu begreifen; als einen Text, der nicht nur deutsche Verhältnisse, sondern, in beiden Teilen zusammengenommen, die Verhältnisse der kosmopolitischen bürgerlichen Gesellschaft spiegelt – der imperialistischen Weltgesellschaft, in der wir auch heute leben. In diesem Sinn ist Goethes Faust eine ganz und gar moderne Dichtung, die in der Handlung der beiden Teile den Entstehungsprozess der modernen Welt modellhaft verknappt darstellt. In Block I wird im Kontext der Entstehungsgeschichte Faust als Epochenspiegel behandelt.
In enger Verbindung mit der Darstellung des historischen Prozesses steht als zweiter Block die Dialektik des Handlungsablaufs. Hierzu gehört auch, sich mit der Widersprüchlichkeit der Gestalt Faust sowie der ironischen Funktion des Mephisto auseinanderzusetzen. Das Gesamtdrama als Tragikomödie zu erfassen, in der ein männlicher Gott durch ein Ensemble von Frauengestalten weltlichen und himmlischen Ursprungs ersetzt wird, spielt ebenfalls in diese Dialektik hinein.
In einem dritten Block soll es um die Bedeutung der Sinnlichkeit gehen. Als Beispiel dient der dem Augenschein nach weniger offen politische Dichter John Keats, der ähnliche Formen wie Goethe entwickelt für seine Grundsatzkritik an der bürgerlichen Gesellschaft als menschenunangemessen.
Es referieren:
- Prof. Thomas Metscher (Literaturwissenschaftler, Philosoph) – zu Block 1 und 2
- Dr. Jenny Farrell (Literaturwissenschaftlerin, in Berlin aufgewachsen, lehrt heute in Galway, Irland) - zu Block 3
» Hier das Referat von Jenny Farrell als PDF.