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Studientage zur Klimakrise

Vom 22. bis 24. November führten die Sozialistischen Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) und die Marx-Engels-Stiftung (MES) in der Jugendherberge Hannover gemeinsam „Studientage zur Analyse und Bewältigung der Klimakrise“ durch.

Als der erste gemeinsam von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern vorab studierte „Basistext“ diente die Arbeit von Friedrich Engels zur „Dialektik der Natur“ und hier insbesondere der Abschnitt zum „Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen“[1] Am bekanntesten aus diesem Werk ist die Aussage: „Und so werden wir bei jedem Schritt daran erinnert, dass wir keineswegs die Natur beherrschen, wie ein Eroberer ein fremdes Volk beherrscht, wie jemand, der außer der Natur steht – sondern daß wir mit Fleisch und Blut und Hirn ihr angehören und mitten in ihr stehn, und daß unsre ganze Herrschaft über sie darin besteht, im Vorzug vor allen andern Geschöpfen ihre Gesetze erkennen und richtig anwenden zu können.“[2] Das ist der eine Ankerpunkt jedes an Marx und Engels orientierten Herangehens an die Debatten um die gegenwärtige Gefährdung unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Nachdem Engels in seiner Skizze einige notwendige Maßnahmen aufgeführt hat, um „die Menschen wieder als Eins mit der Natur“ zu stellen, fügt er warnend hinzu: „Um diese Regelungen aber durchzuführen, dazu gehört mehr als die bloße Erkenntnis. Dazu gehört eine vollständige Umwälzung unsrer bisherigen Produktionsweise und mit ihr unsrer jetzigen gesamten gesellschaftlichen Ordnung.“[3] Nur eine Gesellschaft, in der nicht mehr „der beim Verkauf zu erzielende Profit … die einzige Triebfeder“ sei, könne diese Versöhnung des Menschen mit der Natur sicherstellen. Das ist der zweite Ankerpunkt eines marxistischen Herangehens an die gegenwärtige Umweltkrise, die sich zu einer nahenden Katastrophe entwickelt.

Drittens aber gibt es keine Lösung durch die Hinwendung zur Vergangenheit, die häufig in romantisierenden Vorstellungen früherer Gesellschaften oder gar einer Natur ohne Menschen zu Tage tritt. Engels stellt klar: „Aber bei allen Tieren findet Nahrungsverschwendung in hohem Grade statt, und daneben Ertötung des Nahrungsnachwuchses im Keime. Der Wolf schont nicht, wie der Jäger, die Rehgeiß, die ihm im nächsten Jahr die Böcklein liefern soll; die Ziegen in Griechenland, die das junge Gestrüpp abweiden, eh’ es heranwächst, haben alle Berge des Landes kahlgefressen. Dieser ‚Raubbau der Tiere‘ spielt bei der allmählichen Umwandlung der Arten eine wichtige Rolle, indem er sie zwingt, andrer als der gewohnten Nahrung sich anzubequemen...“[4] Tierromantik also sollten wir anderen überlassen.

Ähnlich wie in der Friedensfrage hat sich aus der Tatsache, dass die an Marx und Engels orientierten Bewegungen in den kapitalistischen Zentren des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts nicht siegreich waren, die Lage entwickelt, dass das Fortbestehen der Produktionsweise, in deren Mittelpunkt die Profiterzeugung steht, Destruktiv- statt positiver Produktivkräfte hervorgebracht hat, die die menschliche Geschichte insgesamt beenden könnten. Selbst wenn die Abwendung eines III. Weltkrieges gelänge, lauert hinter dieser möglichen Katastrophe schon die nächste – die Unterspülung der natürlichen Lebensgrundlagen dieser Spezies.

Wer diese drohende Doppelkatastrophe verhindert will, muß sie in ihrer ganzen Komplexität zunächst begreifen. Dazu diente hinsichtlich der Klima- und Umweltkrise das hier dokumentierte Einführungsreferat von Tina Sanders.

Manfred Sohn


 
[1]Marx Engels Werke (MEW), Band 20, Berlin 1975, S. 444 - 455
[2]ebenda, S. 453
[3]ebenda, S. 454
[4]ebenda, S. 448f