Wuppertal, Verteilungsstelle Kunst & Geschichte, Sedanstr. 86-88
Wohnen wie in Wien?!
Die Wohnsituation für einen Großteil der deutschen Bevölkerung, vor allem in vielen Großstädten, ist eine große Misere – und unwürdig eines Landes, das immer noch zu den führenden Industrienationen zählt. Und dabei ginge es, selbst unter kapitalistischen Bedingungen, durchaus anders, wie ein Blick in unser Nachbarland zeigt: Österreichs Hauptstadt gilt vielen als die lebenswerteste Stadt der Welt.
Was machen die Wiener anders?
Das fragen wir uns bei einer Veranstaltung, die zugleich einen Blick in die Vergangenheit wirft – und auf Versuche, der Wohnmisere hierzulande zu begegnen. Wir beginnen mit einem Rundgang über den Sedansberg, auf dem unser Tagungslokal liegt: die Siedlungsbauten dort zeugen von verschiedenen Initiativen, dem grassierenden Wohnungselend Herr zu werden. 1872 wurden hier von Unternehmern die „Barmer Baugesellschaft für Arbeiterwohnungen“, die zweitälteste Arbeiterwohnungsbaugesellschaft im Rheinland, gegründet. Sie errichtete auf dem Sedansberg ihre erste und größte Siedlung: zweigeschossige standardisierte Siedlungshäuser mit Nutzgärten. Die Wohnverhältnisse sollten verbessert und bei den Bewohnern, meist Meister oder besser gestellte Arbeiter, das Eigentümerbewusstsein befördert werden. U.a. gegen solche Reformprojekte von Unternehmerseite, und in deren Interesse, richtete sich seinerzeit Engels‘ Schrift „Zur Wohnungsfrage“.
In den 1920er Jahren wurde das größte kommunale Bauprogramm der Stadt Barmen hier verwirklicht. „Licht, Luft und Sonne“ war der Leitgedanke. Ca. 1400 Kleinwohnungen boten den Bewohnern bisher ungewohnten Komfort. Ursprünglich gedacht für Arbeiterfamilien, sorgte die fast dreifach hohe Miete dann doch für eine Bewohnerschaft aus besser gestellten Schichten.
Nach diesem von dem Historiker Reiner Rhefus, einem hervorragenden Kenner der Wuppertaler Lokalgeschichte, geführten Rundgang und der Stärkung mit einem Mittagsimbiss wird uns der Stadtplaner und Architekt Andreas Hartle, Hannover, mit Bildbeispielen illustrierten Vortrag mit der Wohnungspolitik der Wiener Sozialdemokratie der 1920er und frühen 30er Jahre bekanntmachen – und iher zurecht gerühmten Glanzleistung, den großen Gemeindebauten des „Roten Wien“. Viele von ihnen, wie etwa der Karl-Marx-Hof, wurden 1934 zu Zentren des Widerstands gegen den Austrofaschismus, der den Anschluss an das faschistische Deutschland 1938 vorbereitete.
Im zweiten Teil seines Vortrags geht Andres Hartle auf die Wiener Entwicklung nach 1945 ein – auf die Internationale Bauausstellung 2022 und die heutige kommunale Wohnungspolitik, die sich grundlegend von der bundesdeutschen unterscheidet, die alles auf den „Markt“ setzt.
Wegen der Essensplanung bitten wir um Anmeldung bis Mittwoch, 5. Juni.
Kostenbeitrag: 10 Euro.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, per ÖPNV unser Veranstaltungslokal zu erreichen. Wir nennen hier nur zwei, weiter werden z.B. im DB Navigator genannt.:
Die nächstgelegene Bushaltestelle ist die Haltestelle Schwalbenstraße. Dort hält der Bus 628, der um 10:19 am Bus-Bf beim Wuppertaler Hbf startet und um 10:50 ankommt; von da zur Sedanstr. 86/88 sind es nur 120 m.
Wer nicht allzu schnell außer Atem gerät (der Sedansberg trägt seinen Namen zurecht), kann die 1,4 km vom Bf Barmen zu Fuß zurücklegen; dauert ca. 20 min. Und soll gesund sein!